Ding Dong – Virale Werbung sorgt für Aufmerksamkeit

Handwerker mit Hammer und LatteDer Werbespot „Ding Dong“ von der Dachdecker-Innung Oberschwaben hat nach seinem erscheinen für Furore gesorgt.

Der Clip handelt von zwei dubiosen Handwerkern, die unaufgefordert an der Tür einer jungen Frau aufkreuzen und dieser unter der Verwendung von allerhand zotiger Aussagen ihre Handwerkerleistungen (und anscheinend noch mehr) darbieten.

Ein „feuchtes Loch, das dringend gestopft werden soll.“ wird erwähnt und dann ist auch noch von „Latten“, „dem richtigen Werkzeug“ sowie „dicken Dübeln“ die Rede – eindeutig zu viel für diverse besonders sensible Blogger und Werbetreibende, die sich einig waren: „Das hätten sie lieber lassen sollen.“, „unterirdisch zotige Sprüche“ und „Pornoclip“ sind nur einige der getroffenen Aussagen.

Dabei scheinen die Redakteure das Video teils gar nicht gesehen zu haben, anders sind Formulierungen wie „Aus dem Schlafzimmer kommt dann noch die Frage:“ nicht zufriedenstellend zu erklären, da die Protagonistin lediglich an der Haustür erscheint (und es wohl doch recht unwahrscheinlich ist, dass das Schlafzimmer direkt an diese angrenzt).

Hier der kontrovers diskutierte Clip:

Die beiden männlichen Protagonisten dienen eindeutig als Negativbeispiel, von dem sich die Dachdecker-Innung am Ende des Videos klar distanziert. Kritiker der Aktion scheinen dies oftmals misszuverstehen. Diverse Nutzer auf der große Videoplattform Youtube haben entsprechende Kommentare abgegeben.

Es wird teils ebenfalls bemängelt, dass nicht klar wird, was der Beruf des Dachdeckers bietet und welche Qualitäten Azubis mitbringen sollten. Da hilft es anscheinend auch nicht, dass seitens der Verantwortlichen ganz offen kommuniziert wurde, dass es sich um eine virale Marketingkampagne handelt, die mit Vorurteilen spielen und provozieren soll. Zudem gibt es bereits unzählige andere Werbefilme, die die geforderten Inhalte enthalten.
Der Spot denke und wirke auf einer Meta-Ebene, erklärt Ideengeber und ZDF-Chefredakteur Peter Frey, laut der Schwäbischen Zeitung.

Einige besonders erboste Kritiker haben gar eine Beschwerde beim Werberat in Berlin, dem Organ zur Selbstdisziplinierung der Werbewirtschaft, eingereicht. Die 13 Mitglieder des Gremiums haben den Clip einer Prüfung unterzogen und erkannten einen „niveaulosen Handlungsstrang – “ (der ja genau so als virale Werbung geplant war). Im Übrigen merkte das Forum nüchtern an „der Spot sei nicht geeignet, Frauen zu diskriminieren“ und „Männer würden in dem Streifen ziemlich dämlich dargestellt.“ wie der Sprecher des Werberates verlautbaren ließ und das Schwäbische Tagesblatt berichtete.

Obermeister Braunwarth zeigte sich angesichts der Kritik entsprechend unbeeindruckt und hat keinerlei Anstrengungen unternommen, das gescholtene Video von der Webseite der Dachdecker-Innung Oberschwaben zu entfernen – zumal das zweite (erklärende) Video bereits in Planung war, welches den Kritikerin die Argumentationsgrundlage noch deutlicher entziehen würde.

Jahre später ist das heiß diskutierte Werbevideo noch immer online und kann inzwischen rund 260 000 Klicks verzeichnen, womit es wohl der erfolgreichste Clip (in Bezug auf die Verbreitung) aller von Dachdecker-Innungen produzierten Filme sein dürfte.

Doch was sagen die Zahlen?


Natürlich kann nicht genau eruiert werden, wie viel der besagte Spot zu dieser Entwicklung beigetragen hat. Dennoch ist zu bemerken, dass sich die Anzahl der Auszubildenden im Anschluss an die Produktion (veröffentlicht am 28.10.2011) positiv entwickelte, wie den Berichten der Statistischen Bibliothek von den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder zu entnehmen ist:
Statistische Berichte 2006 – 20017