Dachdeckerhammer und Schieferhammer: Vielseitige Werkzeuge im Dachdeckerhandwerk

Der Dachdeckerhammer dient den Handwerkern nicht nur zum Einschlagen von Nägeln, sondern auch zum Herausziehen von diesen und dem Bearbeiten von Ziegeln.
Für Dachdecker ist es ratsam Werkzeuge mit mehreren Funktionen zu nutzen, da sie auf diese Weise nicht so viele unterschiedliche Gegenstände mit auf das Dach nehmen müssen. Aus diesem Grund bieten sich auch leichte Werkzeuge an, weshalb moderne Dachdeckerhämmer oftmals filigraner (aber dafür aus stabileren Materialien) sind, als ältere Modelle.
Der Schieferhammer ist eine spezielle Form des Dachdeckerhammers. Er ist recht schmal und eignet sich besonders gut dafür, Schieferplatten zu bearbeiten. Dies geschieht oftmals in Kombination mit einer sogenannten Haubrücke.
Im Dachdeckerhandwerk ist die Werkzeugvielfalt entscheidend für effizientes und sicheres Arbeiten auf dem Dach. Zwei der zentralen Handwerkzeuge sind der Dachdeckerhammer und der Schieferhammer. Obwohl sie auf den ersten Blick ähnlich erscheinen, erfüllt jeder von ihnen ganz spezifische Aufgaben – vom Eintreiben und Herausziehen von Nägeln bis zum präzisen Zuschneiden von Schieferplatten. Dieser Artikel beleuchtet die historischen Ursprünge, den technischen Aufbau, ergonomische Aspekte, Auswahlkriterien sowie die Pflege und Zukunftstrends dieser bewährten Werkzeuge.
1. Beruf und Werkzeugvielfalt im Dachdeckerhandwerk
Das Dachdeckerhandwerk vereint traditionelle Handwerkskunst mit modernen Techniken. Ein Dachdecker benötigt ein multifunktionales Set an Werkzeugen, um auf begrenztem Platz und in großer Höhe effizient arbeiten zu können. Neben Kellen, Zangen und Meißeln sind der Dachdeckerhammer und der Schieferhammer unverzichtbar. Sie erlauben das schnelle Umschalten zwischen Nageln, Schneiden, Ausrichten und Feinarbeiten, ohne den Werkzeugkasten zu überfrachten.
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2. Der Dachdeckerhammer: Universaltalent auf dem Dach
2.1 Historische Entwicklung
Der Hammer ist eines der ältesten Werkzeuge der Menschheit. Mit der Spezialisierung des Dachdeckerhandwerks im Mittelalter entstanden spezielle Dachdeckerhämmer, die neben der Schlagfläche auch Funktionen wie Nagelzieher und Anreißbleistift kombinierten. Ursprünglich aus geschmiedetem Eisen gefertigt, werden moderne Dachdeckerhämmer heute aus hochlegierten Stählen oder Verbundwerkstoffen hergestellt.
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2.2 Aufbau und typische Funktionen
Ein Dachdeckerhammer vereint mehrere Funktionen in einem Werkzeug:
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Schlagfläche: Zum Eintreiben von Nägeln in Dachlatten, Konterlatten und Hölzer.
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Nagelzieher (Klaue): Zum Entfernen verbogener oder überstehender Nägel.
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Meißelschneide (bei manchen Modellen): Zum sanften Aufspreizen von Ziegeln oder Abschlagen überschüssiger Materialstücke.
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Anreißspitze: Ein schmal zulaufendes Ende, um Markierungen in Holz oder Ziegel einzuritzen.
2.3 Materialwahl und Ergonomie
Moderne Dachdeckerhämmer sind filigraner, aber gleichzeitig aus hochfestem Stahl oder Titanlegierungen gefertigt. Wesentliche Merkmale:
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Gewicht: Zwischen 400 und 650 g – leicht genug für ermüdungsarmes Arbeiten, aber schwer genug für effektive Schläge.
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Griff: Ergonomisch geformt, oft mit Gummi‑ oder Anti‑Vibrations‑Einlagen, um Erschütterungen zu dämpfen und die Hand vor Überlastung zu schützen.
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Balance: Ein optimaler Schwerpunkt (etwa 30–35 cm vom Kopfende) gewährleistet kontrollierte Schläge und minimiert Kraftaufwand.
3. Der Schieferhammer: Präziser Spezialist für Schieferdächer
3.1 Schiefer als Dachmaterial
Schiefer ist ein natürlicher Stein, der seit Jahrhunderten für hochwertige Dacheindeckungen genutzt wird. Er ist langlebig, witterungsbeständig und erzählt von regionalen Traditionen (z. B. Rhön, Eifel). Die Bearbeitung erfordert scharfe, präzise Werkzeuge.
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3.2 Besondere Merkmale des Schieferhammers
Der Schieferhammer ist eine Weiterentwicklung des Dachdeckerhammers, optimiert für Schieferplatten:
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Schmaler Kopf: Erlaubt präzise Schläge und saubere Bruchkanten.
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Flache, lange Klaue: Zum Herausziehen von Spitznägeln oder Drahtklammern, die Schiefer halten.
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Gewicht: Meist leichter (ca. 350–500 g) und feiner balanciert für zarte Schieferarbeiten.
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Spitzmeißel: Manche Modelle besitzen eine spitze Schneide zum Anritzen des Schiefers.
3.3 Einsatz mit der Haubrücke
Die Haubrücke ist eine kleine, mobile Arbeitsplattform, die Schieferplatten beim Zuschneiden hält. Zusammen mit dem Schieferhammer ermöglicht sie:
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Exaktes Anreißen: Markierungen werden mit dem Hammerstiel in den Schiefer eingedrückt.
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Gezieltes Abspalten: Kleine Schläge am Ritz führen zu sauberen Bruchkanten.
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Sicheres Arbeiten: Die Haubrücke schützt vor Abstürzen und erleichtert die manuelle Arbeit.
4. Ergonomie, Arbeitsschutz und Normen
4.1 Ergonomische Gestaltung
Um Muskel-Skelett-Erkrankungen vorzubeugen, achten Hersteller auf:
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Anti‑Vibrationsgriffe: Dämpfen die durch Schläge entstehenden Schwingungen.
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Rutschfeste Oberflächen: Erhöhen den Griffkomfort auch bei Nässe.
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Gewichtsverteilung: Optimale Balance reduziert Arm- und Schulterbelastung.
4.2 Arbeitsschutzrichtlinien
Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) gibt verbindliche Regeln vor, z. B. Einsatz von PSA (Handschuhe, Helm, Absturzsicherung). Regelmäßige Unterweisungen und Sicherheitsaudits minimieren Unfallrisiken.
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5. Auswahlkriterien und Pflege
5.1 Worauf beim Kauf achten?
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Qualität des Stahls: Legierte, gehärtete Köpfe sind langlebiger.
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Griffmaterial: Gummi oder Hybrid für Anti‑Rutsch und Dämpfung.
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Gewicht und Balance: Probeschläge im Fachhandel – nur so lässt sich die Passform erkennen.
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Zertifizierung: GS‑Zeichen, EN ISO 9001 (Herstellerqualität).
5.2 Wartung und Instandhaltung
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Kopf reinigen: Metallreste und Teer mit Bürste entfernen.
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Griff inspizieren: Risse oder Ablösungen frühzeitig austauschen.
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Rostschutz: Metallteile mit dünnem Ölfilm schützen.
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Schärfen: Meißelflächen mit Feile nacharbeiten.
6. Ausbildung, Regeln und Zunftkleidung
6.1 Handwerksausbildung
Im Dachdeckerlehrplan lernen Auszubildende im 1. Lehrjahr Grundlagen wie Werkzeugkunde, Sicherheit und einfache Dacheindeckungen. Später kommen spezialisierte Themen wie Schieferdeckung und Zunftregeln hinzu.
6.2 Regeln für Wandergesellen
Die Walz („Gesellenwanderung“) ist bis heute Teil der Dachdeckerzunft: Regeln legen fest, wie lange und wohin man zieht, welche Zunftkleidung zu tragen ist und welche Rituale (z. B. Richtsprüche) eingehalten werden.
6.3 Zunftkleidung Dachdecker
Typische Merkmale:
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Cordhosen mit Schlag und doppeltem Reisverschluss
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Zunftjacke in Schwarz mit Messertasche
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Zunfthut (Tuchmütze)
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Sicherheitsstiefel mit Stahlkappe
Diese Kleidung verbindet Tradition mit Funktionalität und ist Teil der Handwerksidentität.
7. Zukunftstrends und Innovationen
7.1 Leichtbaumaterialien
Forschung an CFK‑Verbundstoffen (Kohlefaserverstärkter Kunststoff) verspricht extrem leichte, schwingungsdämpfende Werkzeuge – noch in der Entwicklungsphase, aber vielversprechend für künftige Generationen.
7.2 Digitale Vernetzung
Smart Tools mit Sensoren messen Schlagkraft und Nutzungshäufigkeit. Die Daten werden in Cloud‑Plattformen analysiert, um Wartungsintervalle vorherzusagen und die Werkzeugnutzung zu optimieren.
8. Dachdeckerhammer und Schieferhammer sind weit mehr als einfache Hämmer
Der Dachdeckerhammer und der Schieferhammer sind weit mehr als einfache Hämmer: Sie sind das Ergebnis jahrhundertelanger Handwerkstradition, kombiniert mit moderner Materialforschung und ergonomischer Gestaltung. Ob beim Eintreiben und Entfernen von Nägeln oder beim feinen Abspalten von Schiefer – beide Werkzeuge sind unverzichtbar für effizientes und sicheres Arbeiten auf dem Dach. Wer die Auswahlkriterien, Pflegehinweise und Arbeitsschutzregeln (DGUV) beachtet, erhält zuverlässige Begleiter für Jahrzehnte.
Bedachungen‑Info liefert dazu fundierte Informationen, Praxisberichte und Fachartikel – Ihr Kompass im umfangreichen Themenfeld Werkzeuge im Dachdeckerhandwerk.
In dem Videoclip „Der Dachdecker“ kann man einen Lehrling bei dem Einsatz von Schieferhammer und Haubrücke zuschauen. Die Werkzeuge werden dabei gekonnt genutzt, um den Schiefer in die gewünschte Form zu bringen. Das Video stammt vom Bildungszentren des Baugewerbes BZB.